Der Kunstbetrieb ist eine Art Castingsystem, in dem man sich als Künstler*in immer wieder aufs Neue bewerten lassen muss. Bei Stipendien, Residenzen und Ausstellungen wird man vorgeschlagen, eingeladen, abgelehnt und wieder ausgeladen. Wird die Ablehnung jedoch zu einer endgültigen Wertung, die wichtige Handlungsmöglichkeiten nimmt, entsteht ein Problem: Ablehnungen berauben den Arbeiten ihren Sinn und lassen diese, die grade im Entstehen begriffen sind, noch vor deren Ausführung in Schubladen und digitalen Ordnern verschwinden.
Ein Teil meiner künstlerischen Praxis besteht darin, an Ausschreibungen teilzunehmen. Die Erfolgsquote ist gering. Trotzdem oder auch deswegen macht das Teilnehmen einen grossen Teil meiner künstlerischen Arbeit aus. Diese Praxis ist unsichtbar und sehr zeit- intensiv.
Seit dem Jahr 2020 dokumentiere ich Aufwand, Arbeitsstunden und den daraus resultierenden Erfolg oder Misserfolg bei Ausschreibungen.
In der Arbeit Die AUSWAHL lasse ich die Auswäh- lenden für mich arbeiten. Die Auswahl der Jury wird Teil meines Tuns als Künstlerin. Die Entscheidungen werden als Schriftstücke ausgestellt. Es sind Stim- men, die mein Schaffen beurteilen, gleichzeitig werden sie selber, zudem was sie bewerten, in dem sie Teil meiner Arbeit werden.
Ein Ablehnugsbescheid wird zu einem ausführenden Akt und hintergeht so, die verneinende Kraft, die ihm eigen ist.

Die einzelnen Rückmeldungen werden chronologisch geordnet. Sie sind in schwarzen Aluminiumrahmen ausgestellt (Format DINA4). Persönliche Daten werden zensiert. Die Abstände der Bilder beziehen sich auf die Tage, die zwischen den Rückmeldungen liegen.
1 Tag = 1 cm
Die Rückmeldungen tragen Titel entsprechend der in sie investierten Arbeitszeit. Diese Titel sind als Plot unter den Bildern zu finden. Sind die Rückmeldungen mehrseitig, so werden sie übereinander gehangen.
Fallen die Rückmeldungen positiv aus, so sind die Arbeiten verkauft und werden mit einem roten Punkt markiert.


Für die Preisberechnung wird die Berechnungsvorlage der Schweizerischen Eidgenossenschaft verwendet.
Für den dargestellten Zeitraum gibt es aktuell 338 unverkaufte Arbeitsstunden.
z.Bsp. die Arbeit Jungkunst
(9 Arbeitsstunden) kostet 337.50 CHF.