#wirsinddasmahnmal

Siegerprojekt im Kunstwettbewerb im Zusammenhang mit dem Vorhaben „Letzte Wege“ zur Sichtbarmachung des logistischen Vernichtungsnetzes der Nationalsozialisten in Berlin

2020

Auszüge aus dem Pojektkonzept:

„#wirsinddasmahnmal setzt sich mit unserer Position als Menschen in der heutigen Zeit und in der Vergangenheit auseinander. Wie hätten wir damals reagiert und wie agieren wir heute, wo Hass gegen Fremdes und Unbekanntes zunimmt und gar salonfähig zu werden droht? Die Arbeit soll das Gedenken und Erinnern fördern und steht im Dienst des Bestrebens nach Verhinderung einer Wiederholung. Das logistische Vernichtungsnetz der Nationalsozialisten wird sichtbar gemacht und vermittelt den Besucher*innen durch Partizipation und Selbstreflexion die Geschichte der Deportationen in Berlin Mitte. […]“ 

Ausgehend von Plakatvitrinen an den Standorten der ehemaligen Sammellager in Berlin Mitte thematisiert der Entwurf die eigene Rolle im Gedenken an die Letzten Wege. Die Vitrinen stellen anstatt von Werbetafeln dunkel spiegelnde Oberflächen und eingeätzte Hashtags, die an die Deportationen angelehnt sind, aus:

„[…] Wird ein Spiegel im Stadtraum aufgestellt so dient dieser schnell als Bühne für Selbstbetrachtung, als Dokumentationsort für Selbstaufnahmen (Selfies). Man positioniert sich, um sich selber zu sehen. Die Hashtags dienen als Verweise auf die Geschichte des Ortes und sind zeitgenössisch, obschon ihr Inhalt eine Referenz zu einer vergangenen Zeit sind. Sie laden dazu ein, das gesehene Bild auf den sozialen Netzwerken zu teilen. “ 

Über einen QR-Code in der Vitrine werden Besucher*innen zu einer Navigations-App geführt. Mit der App können sie ihren eigenen, individuellen Weg zu einem der Deportationsbahnhöfe gehen und diesen anschließend dokumentieren. Daraufhin erstellt die App ein Bild dieses digitalen Pfads, das auf einer zugehörigen Website geteilt und verlinkt werden kann.

„[…] Durch das Gehen und Teilen ehrt man das Andenken der Opfer und hinterlässt ein Symbol des Gedenkens. Man wird ein aktiver Teil der Erinnerungskultur. […] Die Website fungiert als wachsende, kollektive Gedenkstätte und digitales Archiv des individuellen, virtuellen Gedenkens.“ 

Beurteilung durch das Preisgericht:

„Der Entwurf überzeugt sowohl durch die spannenden Hashtags und deren grafische Anordnung auf den spiegelnden Flächen als auch den Einsatz der App, mit deren Nutzung die „Letzten Wege“ nachgelaufen werden können. Nutzer*innen werden selbst aktiv und die Vorstellung angeregt, sich in die Lage der Deportierten zu versetzen. Durch die kluge Auswahl der Begriffe für die Hashtags wird Spezifisches mit allgemeinen Begriffen kommuniziert und so die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden. Die Darstellung der Wege bekommt eine künstlerische Qualität und Handschrift in wiedererkennbarer Form.“